Wallfahrt zum Heiligen Ansverus / Answer

Ansverus oder Answer

Ansverus, auch Answer genannt, wurde im Jahr 1038 in Schleswig geboren. Er fühlt sich schon sehr früh zu Gott hingezogen. In einem Traum sah er sich als Abt eines Klosters.

Ansverus KreuzMit 15 Jahren widersetzte er sich dem Willen seines Vaters, der ihn zum Soldaten ausbilden lassen wollte, und brach unter einem Vorwand nach Ratzeburg auf. Dort trat er in das Benediktinerkloster Sankt Georg auf dem Berge ein. Er fiel dort schon bald durch besondere Strenge gegen sich selbst, durch seine asketischen Übungen und seinen starken Willen und Glauben auf. Als der Abt starb, wählten ihn die Mönche zum neuen Abt. Sein Traum war in Erfüllung gegangen. Doch Ansverus bzw. Answer sah seine Berufung auch in der Missionierung der Slawen, die zwischen den Sachsen lebten. Er wollte sie zum Christentum bekehren. So fand sich in jener Zeit auf der Ratzeburger Insel noch ein Heiligtum, das der Göttin Siwa geweiht war. Doch die Missionierung erwies sich als schwierig. Zwar ließ sich der Slawenfürst Gottschalk taufen, doch beim Aufstand der Slawen im Jahr 1066 wurde er von seinen eigenen Leuten im Kloster Lenzen erschlagen. Zudem wurde die sächsische Bevölkerung unterdrückt. Am 15. Juli 1066 überfielen die Slawen das Kloster Sankt Georg, zerstörten die dortige Kirche und nahmen Answer und alle seine Brüder gefangen. Man brachte sie in das nahe gelegene Einshaus und steinigte sie. Ansverus soll, so die Legende, darum gebeten haben, als letzter gesteinigt zu werden, damit er seinen sterbenden Brüdern seelischen Beistand geben konnte.

Man bestattete Answer in den Trümmern der Kirche Sankt Georg unter dem Altar. Eine alte Steinplatte trägt die lateinische Aufschrift „Ostium Sepulcri“, also Eingang zum Altargrab. Sie erinnert an den tragischen Tod des Ansverus. Das Grab befindet sich nicht mehr dort.

Auch ein Kirchenfenster in der Kirche Sankt Georg auf dem Berge erinnert an den Heiligen Answer. Man erkennt auf dem Fenster die Steinigung bei Einhaus.

Auch in der Kirche Sankt Laurentius in Ziethen nahe Ratzeburg wird an den heiligen Answer mit einer Statue erinnert. Sie trägt Steine in der Hand. Diese sind ein Erkennungsmerkmal für den Heiligen Ansverus.

Dom zu Ratzeburg

Im Jahr 1147 wurde Answer von Papst Eugen III heiliggesprochen.

Der Ratzeburger Dom wurde ab dem Jahr 1160 unter Bischof Evermod von Ratzeburg erbaut. Damit verlor die Kirche Sankt Georg an Zulauf. Die Gebeine des heiligen Answer wurden deshalb im Jahr 1170 in den Ratzeburger Dom überführt. Der Dom als Bischofssitz wurde im Jahr 1220 vollendet.

Heute gilt der Dom zu Ratzeburg als einer der ältesten erhaltenen Kirchenbauten in Norddeutschland. Er bildet mit der Klosteranlage der Prämonstratenser und dem Kreuzgang eine der am vollständigsten erhaltenden Anlagen der Spätromanik sowie der Backsteinromanik in ganz Europa.

Das Grab des heiligen Ansverus ist in der Reformationszeit mitsamt den Gebeinen verschwunden. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Gebeine zerstört worden sind. Die Reformation machte aus dem Dom eine protestantische Kirche. Auch Sankt Georg auf dem Berge wurde Evangelisch.

Auf einer Tafel im Altarraum des Ratzeburger Doms werden das Leben und der Märtyrertod des Heiligen Answer in zwölf Bildern mit Unterschriften gewürdigt. Die Tafel stammt aus der vorreformatorischen Zeit.

Wallfahrt nach Ratzeburg

Dort, wo der heilige Answer mit seinen Ordensbrüdern bei Einhaus gesteinigt wurde, wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts ein Radkreuz aus gotländischem Kalkstein erreichtet. Ursprünglich war darauf der kniende Ansverus oder der Stifter unter dem Kreuz Jesu dargestellt. Diese Radkreuz trägt in landläufig die Bezeichnung Ansveruskreuz und ist das Ziel der Ansveruspilger.

Es ist die katholische Kirche Sankt Answer, die jedes Jahr am zweiten Sonntag im September eine Wallfahrt zu dem Ansveruskreuz organisiert. Man kann den Pilgerweg auch allein gehen. Er führt an der Kirche Sankt Georg auf dem Berge vorüber. Von dort führt er bis zur Anhöhe am Ratzeburger See, wo das Ansveruskreuz steht. Hier feiert die Kirchengemeinde während der Wallfahrt im September einen Gottesdienst.

Bemerkenswert ist, dass nach der lauenburgischen-evangelisch-lutherischen Kirchenordnung von 1585 am Sonntag nach dem Hochfest des Heiligen das „Te Deum“ gesungen werden und des Ansverus gedacht werden.